Studieren mit Kind -> Wir (!) gehen in die Uni!

Es war ja klar, dass die Elternzeit nicht für immer gehen kann. Also entschied ich mich dazu, mich an unserer Uni für den Master einzuschreiben. Lange habe ich darauf gewartet und dann war es endlich soweit. Eine Woche ist jetzt vergangen und seitdem hatte ich schon einiges an Gefühls-Auf-und-Abs. Was schief ging und wie meine ersten Eindrücke sind, erfahrt ihr hier! Es wurde ja auch mal wieder Zeit für einen neuen Beitrag!

Erste Eindrücke

Bevor es richtig losging, trafen sich schon viele Kommilitonen abends zum Kennenlernen oder zur Uniralley. Da konnte ich leider nicht teilnehmen, da ich aus Kostengründen immer noch keinen Babysitter habe. An der Einführungsveranstaltung wollte ich aber unbedingt teilnehmen. Da sie von 14-18 Uhr angesetzt war, sprintete ich in der Halbzeit zur Kita, um mein Kind von dort abzuholen und sprintete mit ihr zusammen zurück, um nichts zu verpassen. Ich glaube, ich wäre nicht mehr exotisch gewesen, wenn ich ein kleines Äffchen auf dem Arm gehabt hätte. Meine Maus war das einzige Kind an dem Tag und die Leute waren irritiert, aber aufgeschlossen. Ich nutzte die Chance, um einige der Dozenten zu fragen, ob man im Notfall auch mal sein Kind mit in die Uni bringen darf. Eine Dozentin war so nett und hat angeboten, dass sie dann ja vielleicht alleine in einem leeren Seminarraum spielen könnte (ÄHM NEIN!) und eine andere kam auf die Idee, dass meine Tochter dann mit Kopfhörern und Tablet 90 min einen Film gucken könnte (AUCH NEIN, DANKE!). Insgesamt war es aber doch ein positiver Tag, denn es ging endlich voran.

Am Abend war meine Tochter dann sehr nörgelig und ich hatte starke Kopfschmerzen. Die Nacht war auch nicht gut, sodass ich mich echt gefragt hab, wie ich das schaffen soll; tagsüber Uni und nachmittags und abends noch Auseinandersetzungen mit einem Trotzkind. Und dann am nächsten Morgen wieder mit Kopfschmerzen und Schlafmangel in die Uni und so weiter… Ich hatte schon Angst mit dem Master die falsche Entscheidung getroffen zu haben, aber arbeiten wäre auch nicht einfacher.

Der erste „richtige“ Tag

Der erste Unitag tat dann unerwartet richtig gut. Ich merke, wie es mir gefehlt hat, dass meinem Gehirn ein paar Anreize verschafft wurden und wie gut der Austausch mit Kommilitonen ist. Da das späte Seminar in der Woche noch nicht stattfand, ging ich den Montag gut gelaunt und früher als geplant in die Kita. Was für ein schöner (Herbst-)Tag!

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Was kann so einen schönen Tag trüben?

Im Kindergarten angekommen, äußerte die Erzieherin dann den Verdacht auf Hand-Mund-Fuß und wir sollten zum Arzt gehen. Na toll! Ich war fast sicher, dass es das nicht ist, weil man wirklich nichts sehen konnte. Die Kinderärztin konnte es auch nicht bestätigen, aber da sie es auch nicht ausschließen konnte, musste ich mein (gesundes) Kind zwei Tage zu Haus behalten. Toller Start!

Mit Kind ins Seminar

Dazu muss man wissen, dass man sich in der ersten Woche noch um Kursplätze und Referatsthemen streiten muss sowie seine Arbeitsgruppen bildet. Also nahm ich am Dienstag meine Tochter einfach mit. Die Dozenten waren zum Glück richtige Pädagogen und hatten nichts dagegen, dass wir zu zweit mitmachten, sofern das Kind denn ruhig bliebe. Ich war sehr bemüht, meine Tochter bei Laune zu halten, aber musste auch gucken, dass sie niemanden stört. Sie war ganz schön zappelig und es war nicht einfach auch etwas vom Thema mitzubekommen. Im zweiten Seminar waren die Apfelschnitze aufgefuttert und ich wusste, noch länger kann ich sie nicht mit Malen und Zeitschriften Angucken beschäftigen. Das eingepackte Spielzeug interessierte sie natürlich nicht. Schließlich zog ich ihr einen Müsliriegel mit Schokolade am Snack-Automaten. Ich mag es gar nicht, wenn Sie (künstliches) Süßes isst, aber einmal ist keinmal… Es hat auch für ´nen Moment gut geklappt, aber als ich dann das schokoladenverschmierte Kind vor mir hatte und auch meine ganzen Arbeitsmaterialien eingesaut waren, fiel mir ein, dass ich keine Feuchttücher mit hatte und bekam Schweiß auf der Stirn.

Irgendwann war alles geschafft, ich hatte meine Kurse, mein Referatsthema und meine Arbeitsgruppe und ging zufrieden mit meinem super durchhaltenden Unikind nach Hause. Der Nachmittag, Abend und die Nacht waren aber alles andere als entspannt. Durch die Uni war ihr Rhythmus durcheinander und sie war sehr schlecht drauf. Der Zucker tat vielleicht noch sein Übriges.

Am nächsten Tag wollte ich uns beide nicht demselben Stress aussetzen, also blieben wir Mittwoch zu Hause. Ich dachte, wenn ich den Dozenten meine Situation via Mail schildere, können sie mich bei der Platzvergabe berücksichtigen. Leider war dem nicht so.

Am Donnerstag hatte ich dann einen Tag, an dem alles geklappt hat. Wegen des blöden Platzvergabeverfahrens hatte ich leider etwas länger Uni, als ich es mir vor allem für meine Tochter gewünscht hätte. Mir fällt es schwer, sie ganztags betreuen zu lassen, aber laut Erzieher hatte sie einen schönen Kindergarten-Tag und hat sich auch nicht gewundert, warum ich erst später kam. Für mich war es sehr schön in der Uni. Vielleicht brauchte ich die Startschwierigkeiten, um es noch mehr zu schätzen an meinen Veranstaltungen teilnehmen zu können. Irgendwo hat ja fast alles doch seinen Sinn. Der Nachmittag mit meiner Tochter war auch total schön und ich hab ganz intensiv die Zeit mit ihr genossen.

Alles in allem war es kein leichter Start und mir ist erstmals bewusst geworden, was „Doppelbelastung“ eigentlich heißt. Natürlich war mir die Bedeutung vorher auch bekannt, aber wie es sich tatsächlich anfühlt, wenn man nach einem anstrengenden Tag noch weiterhin 100% geben muss, das ist nochmal was anderes. Und mir ist natürlich klar, dass ich mit meinen Seminaren und Vorlesungen noch wirklich im Luxus lebe, was Zeit, Selbstbestimmtheit und Auslastung angeht; ich bewundere alle Alleinerziehenden, die in einem knochenharten Vollzeitjob arbeiten und anschließend noch voll als Mutter oder Vater „arbeiten“ müssen. Auch die Abhängigkeit von der Fremdbetreuung ist mir nochmal klarer geworden. Man kann nicht beeinflussen, wann die Kinder krank werden und muss die Dinge nehmen, wie sie kommen.

Die neue Aufgabe wird mir bestimmt mal schwerer und mal leichter fallen, aber ich bin froh, dass jetzt alles so ist, wie es ist. Als Studentin habe ich eine weitere Rolle, über die ich mich definieren kann und bin nicht mehr „nur“ Mutter. Jeder Tag, der gut funktioniert, bringt mich näher an mein Ziel und von meiner Kraft und Zufriedenheit profitiert auch diejenige, die mir am allerwichtigsten ist und wegen der ich auch sehr bestrebt bin, das alles gut durchzuziehen. ❤

[Bilder: pixabay.com, teilw. bearbeitet]